Teboho Edkins

Jahr: 2016

Länge: 10:47 Min.

Format: 16:9

Spezifikationen: Farbe, Ton, Einkanalvideo

Courtesy: Kai Middendorff Galerie

 

Ein Porträt des Regisseurs, sechsjährig, verkleidet als lesothischer Hirtenjunge; mit dieser Fotografie als imaginärem Fluchtpunkt beginnt Teboho Edkins Film Initiation. Dann setzt der Film erneut an: Ebenfalls in den Bergen Lesothos angesiedelt, berichtet der junge Mosaku, wie er seinen älteren Bruder von einer Zeit fünfmonatiger Abwesenheit zurückerwartet, bei der, fernab der Geschütztheit der dörflichen Gemeinschaft, die Jugendlichen ihre Reife beweisen sollten. Lässt der Film offen, worin diese Phase der Initiation bestand, werden stattdessen die zurückkehrenden Männer gezeigt, wie sie sich in ihrem neu gewonnenen Selbstverständnis präsentieren. Dabei changiert das Gezeigte zwischen Zugehörigkeit und Distanz, Fremdheit und Aneignung, nicht zuletzt insofern der Regisseur, wenn auch stets hinter der Kamera bleibend, als »teilnehmender Beobachter« selbst immer wieder ins Geschehen involviert wird. Stellt er etwa in jenem anfänglichen Gespräch mit dem jungen Mosaku eine fast zärtliche Intimität her, wird diese Nähe gleich wieder relativiert, wenn er aus der Schar der zurückkommenden Männer heraus als ›Weißer‹ kenntlich gemacht wird. Wenn diese dann in kehligem Unisono ihre neue Identität verkünden, dies allerdings mit Sonnenbrille und insignienhaft zur Schau getragenem Plastikschmuck, wird die ganze Spanne zwischen Zugehörigkeit und Fremdheit durchmessen: von archaischem Männlichkeitsritual bis zur Ubiquität global verfügbarer Accessoires.

Dass Initiation schließlich eine narrativ konzentrierte Variation auf die frühere Arbeit Edkins’ Coming of Age darstellt, verleiht dem Film eine über Initiation und Adoleszenz hinausgehende selbstreflexive Dimension, die es erlaubt, Themen von Erinnerung, Dokumentation und der Geschichtlichkeit der eigenen Biographie auf den Film selbst anzuwenden. (Sebastian Hammerschmidt)

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