Randa Maroufi

Jahr: 2015

Länge: 14:00 Min.

Format: 16:9

Spezifikationen: Farbe, Ton, Einkanalvideo

Courtesy: Die Künstlerin und Le Fresnoy

 

Im Film The Park von Randa Maroufi werden die Zuschauenden in langen Plansequenzen durch einen verwilderten Freizeitpark in Casablanca geführt, wo diese in einer Reihe von stark durchkomponierten Szenerien verschiedene Jugendliche antreffen, die teils in Alltagssituationen zu sehen, aber auch in gewalttätige Auseinandersetzungen verwickelt sind. In dem Film wird die Gewalt unter Jugendlichen und ihre Präsenz innerhalb der verschiedenen Plattformen sozialer Netzwerke thematisiert. Durch die Verwendung von Plansequenzen, in welchen die Jugendlichen erstarrt zu sein scheinen, sieht man diese auch mit gefährlichen Waffen in der Hand aufeinander losgehen.

 

Der Film beginnt mit Aufnahmen einer Palmenallee, die von Straßengeräuschen und einem Radiobeitrag begleitet werden, welcher über anscheinend kriminelle Aktivitäten von Jugendlichen in sozialen Netzwerken im Internet berichtet. Im Anschluss sind im Wechsel diverse Radiobeiträge und verschiedene Stimmen von Jugendlichen zu hören, die darüber reden, ›echt‹ sein zu wollen und die richtige Inszenierung von Fotografien diskutieren. Durch die Kameraführung und die eingespielten Gespräche, bekommen die Zuschauer*innen das Gefühl, gleich mit einem gewalttätigen Ereignis konfrontiert zu werden, was jedoch nicht eintrifft. Gewalt und Brutalität werden oft nur angedeutet, sie ziehen sich jedoch durch die gesamte Arbeit unterschwellig hindurch. Die Aufnahmen des verlassenen Parks mit seinem rostigen, verwitterten Inventar werden zum Sinnbild einer kaputten Jugend, für die die Inszenierung oder die tatsächliche Ausübung von Gewalt zu einem Ventil für ihre Frustrationen geworden ist. (Josephine Halbach)

 

Randa Maroufi ist Preisträgerin des Videonale Preises der fluentum Collection. Unter 43 nominierten Videoarbeiten wählte die fünfköpfige Jury einstimmig die Videoarbeit der Künstlerin mit dem Titel „Le Park“. Eine lobende Erwähnung ging an Louis Henderson mit „Black Code / Code Noir“.

 

Jury-Mitglieder waren: Stephan Berg (Direktor Kunstmuseum Bonn), Markus Hannebauer (fluentum Collection), Stefanie Kreuzer (Hauptkuratorin Museum Morsbroich), Shelly Nadashi (Künstlerin, Brüssel, Preisträgerin der Videonale 15), Thomas Thiel (Direktor Bielefelder Kunstverein)

 

In der Jury-Begründung zur Verleihung des Videonale Preises der fluentum Collection 2017 heißt es:
„Randa Maroufis Film Le Park von 2015 verfolgt eine Gruppe Jugendlicher bei ihren Treffen in einem verlassenen und heruntergekommenen Freizeitpark im Zentrum von Casablanca. Dort liegen die Fahrgeschäfte in Trümmern, die Gebäude sind verfallen, die Räume mit Müll und gebrauchten Gegenständen angefüllt. Die Kamera fängt in ruhigen Einstellungen und schwebenden Bildsequenzen unterschiedliche Gruppenbilder und eine Kulisse ein, die in ihrem Verfall geradezu malerische Züge trägt. Sie spielt mit der Nähe und der Distanz zu ihren Protagonisten und Gegenständen. Der Betrachter wird mitgenommen in einen Alltag, der von Langeweile und Gewalt geprägt zu sein scheint. Denn eingebettet in die gefühlte Trägheit des Augenblicks, informiert die Tonebene über kriminelle Aktivitäten von Jugendlichen und deren Inszenierung in den sozialen Netzwerken. In einzelnen Szenen werden diese Momente nachgestellt und bildlich eingefroren.

 

Die Jury war beeindruckt von der visuellen Dichte und formalen Übersetzung einer sozialen Situation, die sich sowohl im öffentlichen als auch im medialen Raum der sozialen Netzwerke abspielt. Die Künstlerin setzt auf einen geführten und bewusst entschleunigten Blick, der im Kontrast zur Schnelligkeit und Vervielfältigung der Bilder im Internet steht. So schafft Maroufi assoziationsreiche Raum- und Menschenbilder, die an klassische Bildtraditionen erinnern. Der Park steht hierbei als Metapher für einen gesellschaftlichen Zustand, in dem öffentliche, private und mediale Ebenen miteinander verschmelzen. Die Stärke des Films liegt in der Intensität und gleichzeitigen Offenheit der gefundenen Bildsprache, die zugleich die Übertragung der Situation auf eine existenzielle Ebene erlaubt.“

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