Miriam Bajtala

Jahr: 2015

Länge: 30:00 Min.

Format: 16:9

Spezifikationen: Farbe, Ton, Einkanalvideo

Courtesy: Die Künstlerin / Verleih: sixpackfilm

 

Ein leerstehendes Haus, abblätternder Putz, vor den Fenstern Gitterstäbe, große leere Räume und eine weiße Wand, davor ein Holzstuhl und vier Schauspieler*innen. Diese porträtieren zwecks Schulung von Mediziner*innen jeweils eine Person mit einer psychischen Erkrankung. Die Schauspieler*innen beschreiben nicht nur die Personen, sondern stellen sie auch nach. Während sie sprechen, reflektieren sie ihre Gestik und ihre Mimik, allerdings wird die genaue Wiedergabe von der eigenen subjektiven Wahrnehmung getrübt. Ist das, was da wiedergegeben wird, die Wirklichkeit? Parallel zu den Interviews mit den Schauspieler*innen ist eine Stimme aus dem Off zu hören, die wiederholt, hinzufügt oder deren Worte sich mit denen der Schauspieler*innen überschneiden. Im Wechsel mit den Interviewszenen werden Szenen gezeigt, in denen eine weitere Schauspielerin die beschriebenen Verhaltensweisen nachstellt. So entsteht eine differenzierte Sicht auf die Krankheitsbilder, ohne über diese zu urteilen. Es wird den Zuschauer*innen nahegebracht, dass es Realitätsvorstellungen gibt, die sich von den eigenen unterscheiden. Denn die für Außenstehende befremdlich wirkenden Wahrnehmungen und Verhaltensweisen stellen für die psychisch kranken Personen die Wirklichkeit dar. Auch wenn es von uns nicht als ›normal‹ und ›real‹ empfunden wird, ist es für diese Personen eine plausible Welt, in der sie leben. Es ist schwer, etwas zu verstehen, was so fern unserer Realität liegt. Dennoch versucht Bajtala, sich mit ihrer Arbeit an diverse Weltsichten anzunähern, die zwar für viele nur schwer nachvollziehbar und greifbar sein mögen, die für andere aber deswegen nicht weniger real sind. (Alina Di Buó)

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