Lucy Pawlak

-Special Project-

Jahr: 2013

Länge: 10:11 Min.

Format: 16:9

Spezifikationen: Farbe, Ton, Videoinstallation

Courtesy: Die Künstlerin

 

Mit Hilfe von ruckelnden Videoaufnahmen, die an die virtuelle Realität eines Ego-Shooter-Videospiels erinnern, inszeniert Lucy Pawlak in Arriving without Leaving (Guaranteed Happy Ending) einen Raum zwischen Fiktion und Wirklichkeit. Die Verbindung zwischen den Zuschauenden und dem virtuellen Protagonisten wird hergestellt, indem die Kamera dem Blick des Avatars folgt, dessen übergroße Pappmaché-Hände sich nah am unteren Bildrand befinden. Eine mechanische Stimme erklärt die Spielregeln, erteilt Anweisungen und lässt Wahlmöglichkeiten im zwischenzeitlich auf dem Bildschirm eingeblendeten Spielmenü. Die Anweisung, reale Gegenstände beim Betrachten zu gebrauchen, ermöglicht es den Zuschauenden, analog zur Filmgeschichte passende Sinneseindrücke zu erleben. Jedoch wird die Fassade einer vollständigen Verschmelzung der Realität mit der Videospielrealität immer wieder bewusst aufgebrochen. Durch die vom Video verlangte Interaktion, der wir nicht nachkommen können, verweist das Medium auf seine Fiktion. »Why can’t you reach?«, fragt die Frau, mit der wir interagieren, uns, nachdem wir nicht nach einem Seil greifen können. »Let’s have a cocktail«, fordert sie uns auf und lässt das Glas fallen. Spätestens als unser Gegenüber bei einem Kampf ohne sichtbaren Gegner einen Arm verliert, stellt sich die Frage nach Fremdsteuerung oder Eigenleben. Im für Eingabebefehle von Computerspielen typischen Sprachduktus kommentiert sie emotionslos »Step back! Roll! Hit! It was another game«, und hält ihren Armstumpf in die Kamera. Die Demontage der virtuellen Welt kulminiert schließlich darin, dass unsere Hände abgerissen und verbrannt werden. »What are you made of?« – so direkt angesprochen und der Appell »Run« lassen uns wieder in die Realität zurückstolpern und die Struktur unseres Spiels ›Leben ohne Garantie auf Happy End‹ neu hinterfragen. (Annika Artmann)

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