Lucy Pawlak

Jahr: 2016

Länge: 16:31 Min.

Format: 16:9

Spezifikationen: Farbe, Ton, Einkanalvideo

Courtesy: Die Künstlerin

 

Ein Hund hechelt, ein Ticken im Hintergrund, ein Mann hockt in einer Baugrube, die Umgebung ist trocken und steinig. Aus dem Off ertönt eine Stimme. Der Mann richtet sich auf, er bewegt sich roh und wild. Es ist ein Tanz, der synchron mit einem Erzähler, eine Geschichte formt. Es werden insgesamt sechs unterschiedliche Charaktere vorgestellt, deren Leben zwar miteinander verknüpft, aber doch nur an der Oberfläche miteinander verbunden sind: Ein Stripper wird von einem Schriftsteller verehrt, der sich mit unzähligen Sexabenteuern, die er im Internet findet, aus seiner Ehe flüchtet. Seine Frau reflektiert aus einer mental abgekapselten Distanz heraus über die Untreue ihres Mannes. Auch die anderen drei Charaktere scheinen sich mit anonymen und virtuellen erotischen Fantasien oder wirren Realitätsfluchten zu begnügen.

Ihre Geschichten erzählen von triebgesteuerten Individuen, die hier tragisch-komisch inszeniert sind und eine unbewusste Angst verkörpern: die Angst vor der Leere, die durch flüchtige aber intensive Kontakte und abgehobene Traumwelten vorübergehend gelindert wird. Das schnelle Füttern eines hungrigen Egos in einer Welt, die einer Baugrube gleicht – roh und brach. Sie erzählen von Fantasien, Obsessionen und unverbindlichem Sex, der gänzlich vereinnahmt, doch jeglicher Intimität entbehrt. Ist dies eine Konsequenz unserer schnelllebigen, digitalisierten Zeit? Kennen wir einander noch wirklich?

Lucy Pawlaks Werk zeigt verschiedene Techniken der Kommunikation, die leicht zugänglich sind, aber echte Zwischenmenschlichkeit nicht zulassen. Eine Flucht aus dem Hier und Jetzt. Eine Berührung die doch nur ein oberflächliches Streifen bleibt und nur dazu dient, eine selbstbezogene Gefühlswelt zu erfüllen, welche lediglich aus vielen, kurzen Befriedigungsmomenten besteht. (Sandra Reinhardt)

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