Kevin Jerome Everson

 

Jahr: 2016

Länge: 10:30 Min.

Format: 16:9

Spezifikationen: Farbe, Ton, Einkanalvideo

Courtesy: Der Künstler

 

Von akuter Heiserkeit geplagt sucht Shadeena Brooks einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt auf. Nachdem bei ihr eine Fehlfunktion des Kehlkopfes diagnostiziert wird, die für ihren alltäglichen Stimmverlust verantwortlich ist, unterzieht sie sich zusätzlich einem Gehörtest. Die zwar ausgiebige, aber dennoch routinemäßige ärztliche Untersuchung durch den Mediziner löst bei der Protagonistin einen Flashback aus. Sie weckt in Brooks Erinnerungen an ein Ereignis, welches sie lange verdrängt und seelisch noch nicht vollständig verarbeitet zu haben scheint. Brooks berichtet den Betrachtenden, was sie am 9. März 2010 in Mansfield, Ohio beobachten konnte. Sie war Augenzeugin, als DeCarrio Antwan Couley vor ihrer Haustür von einem Freund aus einem Streit heraus kaltblütig erschossen wurde.

Kevin Jerome Everson setzt sich in seinem Schaffen als Künstler mit dem Leben der afroamerikanisch-stämmigen Arbeiterklasse in den USA auseinander und gibt dieser oft überhörten Gesellschaftsschicht eine Stimme. Inspiriert durch die realen Lebensbedingungen thematisiert Everson auch in Ears, Nose and Throat beispielhaft anhand des brutalen Mordes an seinem eigenen Sohn sozioökonomische Probleme des Zusammenlebens in einem nach wie vor von Diskriminierung geprägten Umfeld. Er kombiniert in seinem Film inszenierte mit dokumentarischen Filmaufnahmen, fiktive mit realen Elementen. So vermischen sich Bilder des Tatorts mit den Testtönen der nachgespielten Arztszene. Die dazugehörige Szene in der Praxis wiederum wird mit den verhörartig anmutenden Beschreibungen Shadeena Brooks akustisch unterlegt. Everson gelingt es so, auf ein nach wie vor aktuelles Thema, den Missbrauch von Schusswaffen in den USA, der jedes Jahr zahlreiche Menschen das Leben kostet, aufmerksam zu machen. (Justus Lambrecht)

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