Miriam Gossing & Lina Sieckmann

Jahr: 2016

Länge: 13:08 Min.

Format: 16:9

Spezifikationen: Farbe, Ton, Einkanalvideo

Courtesy: Stichting Lumiére Cinema

 

Eine Tür öffnet sich knarzend, aber niemand steht dahinter. Blut in einem verlassenen Duschraum. Ausgestopfte Tiere in altmodischen Zimmern mit Kamin und verblassten Tapeten, durch die Nebel zieht. Ansichten eines den Settings in Horrorfilmen nachempfundenen Escape Room, aus dem sich eine Gruppe von Menschen innerhalb der vorgegebenen Zeit von meist einer Stunde durch das Lösen von Rätseln befreien muss. Das stets unter Kamerabeobachtung durchgeführte Spiel hat sich mittlerweile auch in Europa als Freizeitaktivität und insbesondere bei Geschäftsleuten als Gruppenveranstaltung zur Stärkung des Teamgeists etabliert.

Die gezeigten Räume sind zwar menschenleer, scheinen jedoch beseelt, atmend; Lampen flackern, Lichtkegel pendeln rhythmisch hin und her, ohne dass ihre Quelle auszumachen ist. Eine dichte, bedrohliche Atmosphäre baut sich auf. Befreiung wird zur Freizeitbeschäftigung, die wir nur in übersteigerter Form in einem nach Filmklischees modellierten Mikrokosmos ausleben können. Die Bedrohung muss überzeugend wirken, aber in einem vertrauten Rahmen inszeniert sein; das Gefühl von Souveränität wollen wir trotz allem noch wahren. Die Befreiung aus den düsteren Räumen, die nach den gängigen Erzählmustern von medialen Vorbildern wie Horrorfilmen und Videospielen funktionieren, wird zu einem Spiel; in einer Kulisse, die nach unseren Erwartungen stilisiert ist und Klischees in Szene setzt, kann das Ergebnis allerdings nur enttäuschend ausfallen.

Die Teilnehmenden entsteigen am Ende einer Geheimtür ins Freie, der letzte zuckt etwas enttäuscht die Achseln. Der Film endet an dieser Stelle genauso antiklimaktisch wie das Spiel. (Tamara Plempe)

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