Anna Vasof

Grau in grau. Zwei Beine in Jeanshosen und Winterstiefeln stehen wie angewurzelt auf unwirtlichem Kiesboden. Doch schon im nächsten Moment erheben sich die Füße und unter ihnen kommt tatsächlich ein Wurzelwerk zum Vorschein, welches den Eindruck der Bodenhaftung zunächst unterstützt und jenen im selben Augenblick schon wieder negiert, denn die Füße beginnen loszumarschieren, allen Widrigkeiten zum Trotz. Doch wie kann das sein? Ein Schnitt, das Umfeld der Szenerie ändert sich und wir treten ein in die Welt der Anna Vasof. In ihrem vierminütigen Kurzfilm Down to Earth führt sie – oder genauer gesagt lediglich ihre Beine – in einer scheinbar endlosen Gehbewegung, diverse Paar Schuhe vor, die sie mit Alltagsutensilien und mechanischen Hilfsmitteln modifiziert hat. Als Laufsteg dient ein heller Betonboden. Wie wäre es mit Mokassins, an denen Pfannen angebracht sind, in welchen man Crêpes backt? Oder Schürschuhe mit einer Ziehharmonika unter der Sohle? Oder doch lieber Westernstiefel, die Seitenspiegel haben? Warum sich für ein einziges Modell entscheiden, wenn Vasof uns jene und noch so viele weitere kreative und kuriose Optionen anbietet? In Down to Earth werden wir mit vielerlei innovativen Einsatzweisen des Kleidungsstücks Schuh im Zusammenspiel mit ausgefeilter Feinmechanik von alltäglichen Gegenständen überrascht. Die aus jedem Durchgang mit einem neuen Paar Schuhe resultierenden Rhythmen sind eingängig und geben dem Werk eine zusätzliche Dynamik, so dass es ohne den Einsatz musikalischer Untermalung auskommt. Vasof eröffnet uns in ihrem Werk die fantastische Welt ihrer grenzenlosen Imagination. Zudem zeigt sie, dass das feste Fundament und die herrliche Unkonventionalität eben doch keine zwei verschiedenen Paar Schuhe sind. (Milena Rosa Vasovic)